Das Ende der Fahnenstange?
Zu Beginn unserer Geschäftstätigkeit konnte man sich sein Geschäftsfeld in der Museumswelt noch selber aufbauen. Man suchte sich eine Nische und besetzte sie. Mit einer Portion Blauäugigkeit, etwas Mut und gesundem Menschenverstand versuchte man mit und für die Kunden Aufgaben zu lösen. Der Klimawandel war erst ein marginales Thema und die Klimaforderungen für Museen und deren Depots wurden munter weiter verschärft und kaum hinterfragt. Von giftigen Substanzen in Sammlung sprach nur eine Handvoll Spezialisten. Man hatte im Wesentlichen noch vertretbare Ansprüche und war sich zuweilen noch bewusst, dass meistens die öffentliche Hand (also wir als Steuerzahler) die gestellten Rechnungen beglich.
Vieles hat sich seither verändert, wobei man sich zusehends von der Realität entfernte. Es geht nicht mehr darum Lösungen zu finden, sondern Verantwortungen abzuschieben, alles mögliche und unmögliche möglichst lückenlos zu dokumentieren und möglichst keine Entscheidungen mehr zu treffen (dafür heuert man Berater an, die eigentlich Entschiedungen per Definition nicht treffen können). Strategien, Konzepte, Berichte und Machbarkeitsstudien traten an die Stelle des pragmatischen Handelns. Manch ein Projekt versandete über die Jahre und Firmen werden zum wiederholten mal angefragt Grundlagen für den nächsten Anlauf zu erstellen. Geld war und ist (trotz lautem Geklöne) offenbar immer noch genügend da, von der Energie schon gar nicht zu sprechen (sie ist ja auch schon wieder billiger geworden).
Ans Ende der Fahnenstange sind wir derweil noch lange nicht angelangt. Da würde man aus erhöhter Warte den Weitblick sowohl zeitlich wie auch geographisch haben, um zu sehen, dass Museen und deren zuweilen überfüllten Depots bei weitem nicht so bedeutend sind, wie gewisse Beteiligte weiten Kreisen glaubhaft machen möchten. Bescheidenheit ist ohnehin derzeit nicht gefragt. Zaghaft versuchen mittlerweilen auch Museen Energie zu sparen (es macht sich gut), um gleich an anderer Stelle mit fragwürdigen Neubauten, Erweiterungen und Renovationen noch grössere Flächen zu klimatisieren und noch mehr Leute von Nah und (v.a.) Fern in die Häuser zu locken. Man ist stolz auf die grossen Leuchtturmprojekte und demnächst werden wir wohl von einer Art "Overtourism" in Museen hören. Nur das Beste ist uns gut genug - und wer denkt schon an die kleinen, unscheinbaren Museen in der Provinz, die mit banalen Alltagssorgen kämpfen?
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