Umgang mit Schadstoffen


Schadstoffe in der Sammlung - was nun?

 

Das Ziel unserer Beratung ist es, einerseits ein Bewusstein zu schaffen für die Schadstoffproblematik und andererseits Schadstoffe durch geeignete Konzeption, Materialwahl und Bauweise in Depots und Archiven möglichst gering zu halten. Dort wo Schadstoffe voranden sind, sind geeignete Massnahmen zu treffen um die Schadstoffe z.B. durch Filterung der Luft, Verdünnung in der Luft oder Dekontamination der Objekte bzw. Räume zu reduzieren, beziehungsweise im besten (aber seltensten) Fall vollständig zu eliminieren. Die Möglichkeit eine Depot sauber und möglichst staubfrei zu halten, ist daher einer unserer konzeptionellen Ansätze. Dies reduziert die Anreicherung von Giftstoffen im Staub.
Wo nötig sorgen wir für den angemessenen Schutz der Mitarbeiter. In jedem Falle steht jedoch die Sensibilisierung und Aufklärung bezüglich dieser tückischen und nicht auf Anhieb erkennbaren Gefahren im Alltag stets im Vordergrund.

Vieles ist heute technisch machber (z.B. Feinfilter, Aktivkohlefilter). Nur teilweise ist dies jedoch mit vertretbarem Aufwand flächendeckend auch im Alltag von Museen und Archiven umsetzbar. Unser Bestreben ist es, Lösungen zu suchen, welche eine grosse Hebelwirkung zu Gunsten von Mensch und Umwelt aufweisen aber auch für den Nutzer im Betrieb langfristig finanziell tragbar sind. Da eine Grossteil der Schadstoffproblematik in Museen und Archiven im Zusammenhang mit früheren Schädlingsbekämpfungsmassnahmen steht, richten wir unser Augenmerk auch sehr stark auf die Schädlingsprävention (siehe IPM). Ein Schädlingsbefall soll in erster Linie vermieden werden und nicht erst behandelt werden, wenn er auftritt. Die dann anzuwendenden Verfahren sollen zudem nicht in Zukunft erneut zu einer ggf. neuen Schadstoffproblematik führen. Wir sind daher bedacht, möglichst keine toxischen Verfahren in Museen und Archiven einzusetzen (z.B. zur Schädlingsbekämpfung), um in Zukunft gesundheitliche und ökologische Probleme zu vermeiden. In einem ganzheitlichen Ansatz geht es in erster Linie darum, dass Schädlinge durch Überwachung und Prävenion gar nicht erst als solche auftreten.

Analoges gilt auch für die Materialwahl bei Bau, Einrichtung und Betrieb von Depots und Archiven. Hier ist die Schadstoffproblematik bereits zu einem frühen Zeitpunkt zu diskutieren. Dabei geht der zeitliche Horizont bereits über die Nutzungsdauer hinaus bis zu einem allfälligen Rückbau und der Entsorgung der Reste.

Gemeinsam mit Fachleuten versuchen wir umsetzbare Vorgaben für spezifische Bauaufgaben und Massnahmen zu definieren beziehungsweise massgeschneiderte Lösungen im Einzelfall zu finden. Dazu gehört auch die Sensibilisierung ihrer Mitarbeiter im Umgang mit kontaminiertem Kultrgut und der Aufbau einer internen Kultur im Umgang mit Schadtstoffen, ohne in Hysterie und Überreaktion zu verfallen.

Unten stehendes Diagramm "Kontaminationsmodell Depot" zeigt die Komplexität der Schadstofffrage in einem Ideal-Depot mit ihren Rückkoppelungen auf Klima, Betrieb, Arbeitsschutz, Brandschutz, IPM, Kosten, Erhaltungsprognose für die Objekte etc.

 

Oben stehendes Diagramm ist in den Downloads in der Gruppe Diagramme als PDF-Datei herunterladbar. Bei Verwendeung bitten wir um korrekten Nachweis.

Reinigung und Dekontamination

Eine vollständige Dekonatmination der Sammlungsbestände ist oft nicht möglich, da z.B. Pestizide z.T. tief ins Material eingedrungen sein können. Gesetzliche Vorgaben verpflichten zudem in gewissen Fällen (z.B. Asbest) zum Beizug ausgebildeter Schadstoffanalytiker und Sanierer sowie zum Aufbau umfangreicher Schutzvorkehrungen, um ein weiteres Verschleppen der Schadstoffe zu verhindern.

Wir organisieren und koordinieren die Zusammenarbeit zwischen Nutzern, Restauratoren/Konservatoren, Sanierern und Analytikern und haben Erfahrung in der Umsetzung derartiger Projekte.

Foto: Mitarbeiterinnen in einem Entschimmelungsprojekt 2017

Kontaminierte Sammlungsbestände lassen sich oft nicht oder nur unvollständig reinigen, da Pestizide und andere chemische Substanzen sowie Schimmelmyzele z.T. tief ins Material eindringen können. Eine Reinigung der Objekte hilft jedoch in vielen Fällen bereits, die Schadstoffbelastung an der Oberfläche deutlich zu reduzieren oder im besten Fall zu entfernen (Asbest), so dass die Sammlungsobjekte wieder für den Museumsbetrieb frei oder mit Auflagen nutzbar werden.

Z.T. sind in derartigen Projekten mehr oder weniger umfangreiche Vorkehrungen erforderlich zum Schutz der Mitarbeiter bzw. um eine weitere Verschleppung der Schadstoffe auf andere Objekte oder Räumlichkeiten zu verhindern. Gesetzliche Vorgaben verpflichten zudem zwingend in gewissen Fällen (z.B. Asbest) zum Beizug ausgebildeter Schadstoffanalytiker und Sanierer.

Wir bringen die restauratorische Erfahrung in der Umsetzung derartiger Projekte ein. Wir organisieren, koordinieren und steuern die Zusammenarbeit zwischen Nutzern, Restauratoren/Konservatoren, Sanierern und Analytikern auf Augenhöhe und in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Sanierer.

Fotos: SKKG-Reinigungsprojekt

Reinigungsarbeitsplätze für Schadstoffreinigung
Jeder Arbeitsplatz verfügt nebst Aufgabenspezifischem Kleingerät über eine Arbeitsfläche auf höhenverstellbaren Böcken, HEPA Staubsauger, Druckluft sowie eine Absaugung mit UHEPA-Filterung. MitarbeiterInnen arbeiten im Vollschutz, was ein kontinuierliches, angenehmes Arbeiten ermöglichte. Die auf den ersten Blick aufwändig und teuer erscheinende Einrichtung/Ausrüstung hat sich im Gesamtprojekt als wirtschaftlich erwiesen, da effektiver und effizienter gearbeitet werden konnte.

Hier finden Sie den Link zur Kurz-Dokumentation der Schadstoffreinigung bei der Stiftung für Kunst Kultur und Geschchte in in Winterthur (SKKG), deren operative Projektleitung Karin Von Lerber (Prevart GmbH) inne hatte.

Videos

Reinigung von Asbestkontaminierten Sammlungen – ein interdisziplinäres Grossprojekt
Karin von Lerber, dipl. Textilkonservatorin FH

Präsentation Anlässlich der VDR-Veranstaltung ArSiSem: Online-Seminar zur Arbeitssicherheit – Basiswissen für den restauratorischen Arbeitsalltag vom 05. Mai 2021. Dauer ca. 45 Minuten.

 

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ICOM CC Beijing May 2021 Preventive Conservation Decontaminating an entire Museum collection affecte
Karin von Lerber, dipl.Textilkonservatorin FH

Presentation for ICOM-CC 19th triennial meeting, Beijing, preventive conservation specialty group. 18.05.2021. 15 minutes

 

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